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Max Pinsel ist traurig

Hallo Kinder,

dass man nicht immer nur fröhlich sein kann, das wissen schon die ganz Kleinen. Manchmal gibt es Tage, da muss man weinen und hat keine Lust zu spielen und etwas Lustiges zu unternehmen. Auch den Großen geht das manchmal so. Sie geben es nur nicht immer zu. Vor ein paar Tagen habe ich erlebt, dass auch Max Pinsel sehr traurig sein kann.

„Bin auf dem Friedhof“, stand auf einem Schild an Max Pinsels Tür. Ich schaute lange auf die Buchstaben und wusste nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Sollte ich mich auf den Weg zum Friedhof machen oder lieber hier im Garten auf Max warten? Ich blickte noch immer auf das Schild, als sich der Himmel nach und nach verdunkelte. Eine große schwarze Wolke schob sich vor die helle warme Sonne. Nein, hier wollte ich nicht auf Max warten! Ich warf einen Blick in meine Schultertasche mit meinem großen bunten Regenbogenschirm darin. Mein Entschluss stand fest: Was auch immer
Max auf dem Friedhof tat, er sollte nicht von dem Unwetter überrascht werden und klitschnass nach Hause kommen.

Also machte ich mich auf den Weg. Schon nach den ersten Schritten begann es zu tröpfeln. Am Friedhof angekommen, schaute ich mich um. Wo war Max nur? In der Ferne erkannte ich eine Gruppe von Menschen. Alle waren dunkel gekleidet und senkten ihren Kopf. Da entdeckte ich meinen Freund. Auch er ließ die Schultern und den Kopf hängen und wirkte richtig traurig. Ich stellte mich an den Rand des
Friedhofs unter eine breite Trauerweide und wartete, bis die Gruppe wieder zurückkam. Max hob einen Augenblick seinen Kopf, sah mich und lief direkt auf mich zu. An anderen Tagen lacht Max immer mit mir, gestern lachte er nicht. Er kam auf mich zu und umarmte mich. Ganz leise fing er an zu weinen. Nachdem wir einige Zeit fast regungslos so dastanden, schlug ich Max vor, uns irgendwo hinzusetzen. Und so ließen wir uns schweigend auf eine kleine nasse Friedhofsbank nieder. Der Regen störte uns nicht. Ich saß neben ihm und hielt den Schirm über unsere Köpfe. Nachdem wir eine Weile still dasaßen, begann Max zu erzählen: „Weißt du, ich komme gerade von der Beerdigung meiner Nachbarin, Frau König - eine gute Frau, sag ich dir. Sie hatte immer ein gutes Wort für jeden, der ihr begegnete. Wenn ich zu ihr kam, gab es immer leckeren Pfefferminztee und selbstgebackene Kekse. Sie fand die richtigen Worte, wenn ich traurig war, so dass ich wieder Mut fassen konnte. Ja, ich habe sie gern gehabt.
Sie fehlt mir so.“ Max schwieg wieder eine Weile. Nach einiger Zeit kramte er in seiner Hosentasche. Er faltete ein Stück Papier auseinander. Es sah schon etwas älter aus, verknittert und ein wenig vergilbt. Erst betrachtete er in aller Ruhe das Bild, und dann hielt er es mir entgegen. Ich sehe darauf drei Frauen. Zwei halten sich in den Armen, wie es Max und ich gerade getan hatten. Die dritte Frau schaut in die Ferne. Drei Kreuze stehen auf einem Berg. Die Frauen scheinen unendlich traurig zu sein,
genauso wie Max an diesem Tag. Max erklärte mir: „Das Bild erzählt von einer Jesus-Geschichte aus meiner Bibel. Wenn es dir hier nicht zu nass ist, dann werde ich sie dir erzählen.“ - „Du weißt, dass ich dir gerne zuhöre“, erwiderte ich, „und gerade heute bleibe ich gern bei dir. Auch der Regen passt doch irgendwie zu diesem Tag.“

Max fing an zu erzählen:
Die Soldaten kamen mit Jesus auf den Berg, den man Gologotha nennt.
Dort kreuzigten sie ihn und zwei Verbrecher, den einen rechts von ihm, den anderen links.

Jesus aber betete:
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Um die sechste Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land.
Die Sonne verdunkelte sich.
Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei,
und Jesus rief laut:
„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“
Mit diesen Worten starb er.
Als der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sagte:
„Das war wirklich ein gerechter Mensch.“
(nach Lukas 23)

Max hat mir das Bild mitgeben. Wenn ich es anschaue, denke ich an viele Situationen, in denen ich traurig war. Ihr könnt euch das Bild ebenfalls betrachten. Es fallen euch sicherlich Augenblicke ein, in denen ihr auch traurig und niedergeschlagen wart. Sucht euch einen ruhigen Platz, nehmt euch
Farbstifte, und dann könnt ihr euch zu den drei weinenden Frauen dazustellen. Wenn wir so traurig sind, ist es gut, wenn es jemand gibt, der bei uns ist. Vielleicht malt ihr diese Person dazu.

Wenn ihr wollt, könnt ihr auch die Trauer der Frauen mit traurigen Farben und Formen darstellen. Auf der rechten Seite des Bildes ist genug Platz.


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