Weggang und Wiederkommen
6. Osterwoche: „Weggang und Wiederkommen“
Gedanklich möchte ich Sie heute mit an einen Flughafen nehmen. Hier gibt es immer wieder Szenen des Abschieds. Manche verabschieden sich für längere Zeit z. B. zum Arbeiten oder Studieren im Ausland. Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt?
Welche Worte werden hier gesprochen?
Welche Wünsche werden ausgetauscht?
Steht die Rückkehr bereits fest?
Wie wird der Abwesende zurückkehren?
Was hat sich für die Daheimgebliebenen verändert? Fragen, auf die wir keine Antworten kennen.
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, diesen Gedanken nachzugehen.
Im Kontext einer Abschiedssituation steht das Evangelium dieses Sonntags. Jesus verabschiedet sich von seinen Freunden und schenkt ihnen Worte des Trostes.
Frohe Botschaft nach Joh 14, 23-29 (Bibelübersetzung „Gute Hoffnung für alle“)
Einem seiner Freunde antwortete Jesus: »Wer mich liebt, richtet sich nach dem, was ich gesagt habe. Auch mein Vater wird ihn lieben, und wir beide werden zu ihm kommen und für immer bei ihm bleiben.
Wer mich aber nicht liebt, der lebt auch nicht nach dem, was ich sage. Meine Worte kommen nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat. Ich sage euch dies alles, solange ich noch bei euch bin.
Der Heilige Geist, den euch der Vater an meiner Stelle als Helfer senden wird, er wird euch alles erklären und euch an das erinnern, was ich gesagt habe. Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst!
Ihr habt gehört, was ich euch gesagt habe: Ich gehe jetzt, aber ich komme wieder zu euch zurück. Wenn ihr mich wirklich lieben würdet, dann würdet ihr euch darüber freuen, dass ich jetzt zum Vater gehe; denn er ist größer als ich.
Ich sage euch das alles, bevor es geschieht, damit ihr an mich glaubt, wenn es eintrifft.
Was hat das mit mir/uns zu tun?
Der Reisende kommt nach einer längeren Reise verändert zurück. Jesus macht auch die Zusage, dass er und sein Vater zu seinen Freunden, sprich auch zu uns, kommen und für immer bei uns bleiben werden. Von ihm wissen wir auch nicht wie das für uns aussieht bzw. spürbar ist. Gerade in schwierigen Zeiten machen wir die Erfahrung einer religiösen Leere und Lücke. „Ich kann nicht mehr an Gott glauben, zu ihm beten:“
Damit sind wir nicht allein. Selbst Jesus hat am Kreuz gerufen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das dürfen wir zulassen, auch wenn wir teilweise anders groß geworden sind und dies als Zeichen des Unglaubens gedeutet wurde. Aber so ist es nicht. Diese Leere ist in Wahrheit keine Leere. Sind wir offen und bereit für andere Vorstellungen von Gott, dann werden wir Gott auch in dieser Lücke finden. Er ist schon da, auch wenn meine Sehnsucht, mein Bitten etwas anderes erwartet. Dies auszuhalten ist schwer.
Doch wir haben die Zusage: Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst!
Diesen Frieden im übertragenen Sinn, den Frieden des Herzens, der uns ein Leben in Fülle zu sichert, ist angesichts der Bilder in der Ukraine und anderer Konflikte in der Welt nur schwer zu entdecken.
Schlussgedanke
Doch trauen wir der Zusage Jesu und bitten im Gebet Gottes Geist, die Drahtzieher der Konflikte in der Welt zu Einsicht und Vernunft zu bewegen. Auch wenn uns z. Zt. der äußere Friede fehlt. Als Folge unseres Glaubens dürfen wir Jesu Frieden in unserem Herzen tragen. Dieser Friede lässt sich durch keine äußeren Stürme klein kriegen. Er beruhigt das Herz immer: wenn es hart arbeitet, verzagt ist, vor Sehnsucht vergeht oder vor Freude platzen könnte.
Bei allen suchenden Gedanken, bewegt und trägt mich das folgende Lied. Es ist nicht neu, hat aber gerade wieder an Aktualität gewonnen.
https://www.youtube.com/watch?v=7ZynW-SsS64
Angelika Büttler-Noby im Mai 2022